Lisa (37) steht vor einer schwierigen Erkenntnis: Sie besucht ihren Vater hauptsächlich mit Blick auf das Erbe. „Mir ist bewusst, dass das hart klingt,“ gesteht sie ein. „Unsere Beziehung ist nicht gerade herzlich, aber dennoch fühle ich mich verpflichtet, den Kontakt aufrechtzufalten. Nicht, weil er mir so viel bedeutet, sondern aus Angst, ausgeschlossen zu werden, wenn es um das Erbe geht.“
Seit ihrer Kindheit ist der Kontakt zu ihrem Vater schwierig. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie zehn war, und danach verwässerte ihre Beziehung. „Es fühlte sich an, als hätte er alle Bande abgebrochen,“ erzählt Lisa. „Er baute ein neues Leben mit einer anderen Frau und Familie auf. Ich war nur ‚das Kind von früher‘.“ Anfänglich tat das weh, aber jetzt versucht sie, es zu akzeptieren. Dennoch fühlt sie jetzt einen Druck, den Kontakt aufrechtzuerhalten. „Nicht aus Liebe, sondern eher als praktischer Schritt. Er hat ein beträchtliches Vermögen und seine anderen Kinder sind entfremdet. Es klingt vielleicht egoistisch, aber ich möchte meinen Anteil nicht verpassen.“
Oft fühlt sich Lisa schlecht wegen ihrer Haltung. Ihre Besuche sind alles andere als spontan und herzlich; sie wirken eher gezwungen und mechanisch. „Ich komme vorbei, trinke Kaffee und führe ein höfliches Gespräch. Aber ich erwische mich oft dabei, wie ich auf die Uhr schaue und darauf warte, dass meine Pflicht vorüber ist.“ Ihr Vater scheint das Gefühl nicht wahrzunehmen oder er entscheidet sich, es zu ignorieren. Er schätzt ihre Treffen und betont, dass er ihre Anwesenheit wertschätzt.
Die Schweren Banden der Familienpflichten
Mit einem unangenehmen Gefühl kämpft Lisa mit der Unehrlichkeit ihrer Beweggründe. „Ich fühle mich manchmal so unecht. Aber in meinem Hinterkopf spielt: Warum sollte ich den Kontakt abbrechen und am Ende nichts erben? Es ist nicht so, dass ich sein Erspartes fordere, aber ich weiß, dass da etwas zu verteilen ist und das möchte ich nicht verpassen.“ Für sie ist das Geld nicht einfach nur eine Belohnung; es bietet ihr die Möglichkeit, das Leben ihrer Kinder zu verbessern und ihre finanzielle Situation zu erleichtern.
Lisa ist sich bewusst, dass ernsthafte moralische Fragen im Raum stehen. „Die Leute werden schnell urteilen, das weiß ich. Vielleicht nennen sie mich opportunistisch, oder finden, dass Geld niemals der Grund für Kontakt sein sollte. Aber ehrlich, wie viele Menschen pflegen ihre Familienbindungen aus Liebe? Viele tun es aus Pflichtgefühl oder in der Hoffnung auf Gegenleistungen. Vielleicht bin ich einfach nur offen über meine wahren Motive.“
Dennoch bleibt ein nagendes Gefühl. Die Frage, ob sie jemals völlige Ehrlichkeit gegenüber ihrem Vater walten lassen kann, lastet auf ihr. „Manchmal träume ich von einer aufrichtigen Beziehung, ohne dass Erbangelegenheiten im Hintergrund stehen. Aber realistisch betrachtet weiß ich, dass das wahrscheinlich nicht geschehen wird. Die Kluft zwischen uns ist zu groß geworden und er wird sich nicht mehr ändern. Das ist einfach die derzeitige Dynamik zwischen uns.“
Lisas Situation ist nicht einzigartig. Es gibt zahllose Menschen, die mit komplexen Familienverhältnissen zu kämpfen haben, besonders wenn Geld und Nachlässe ins Spiel kommen. „Es ist schwierig, offen über diese Gefühle zu sein,“ schließt sie. „Sich wie eine egoistische Kälte zu fühlen, kann unangenehm sein, aber es ist auch die harte Realität.“
Und was ist deine Meinung dazu? Denkst du, dass Lisas Beweggründe falsch sind, oder verstehst du ihre Entscheidung, den Kontakt wegen des Erbes zu halten? Vielleicht hast du ähnliche Erfahrungen mit komplizierten Familienbindungen. Teile deine Gedanken und Ratschläge unten. Lisa ist sehr gespannt auf die Ideen anderer zu diesem Thema.